Vor Kurzem hatten wir das Thema in der Werkstatt besprochen. Ich habe unserem neuen Auszubildenden erklärt, dass es wichtig ist, die Einlagen „richtig“ in den Schuh einzupassen. Als ich ihm erklären wollte, was ich jetzt mit „richtig“ meine, habe ich gemerkt, dass das Thema sehr komplex ist. Warum? Darüber möchte ich nun schreiben.

Einlage und Schuh als Einheit

Die Einlage bildet ein Bindeglied zwischen einer konfektionierten Form (Schuh) und einer hoch individuellen und komplexen Form (Fuß). Hier treffen zwei Welten aufeinander und es wird deutlich, welchen Spagat oder welche Brücke die Einlage meistern bzw. bauen muss.

Natürlich sind hier den Möglichkeiten auch Grenzen gesetzt. Nicht jeder Schuh ist für jede Einlage geeignet. Und nicht jede Einlage kann in jedem Schuh getragen oder getauscht werden. Für den Wechsel von Einlagen in andere Schuhe, bieten sich Schuhe baugleicher Art und Größe an.

Der Schuh kann die Funktion der Einlage fördern oder stören. Fest steht, dass der Schuh einen Einfluss auf die Einlagenversorgung hat. Deshalb sollte bei jeder Lieferung von Einlagen, das Schuhwerk, in dem die Einlage getragen werden soll, fachmännisch kontrolliert werden. Am besten macht man eine Gehprobe oder eine Ganganalyse.

Idealerweise kann die original Einlegesohle aus dem Schuh entfernt werden, damit wir durch das Hineinlegen der Einlage, keine oder nur eine geringe Verringerung des Volumen im Schuh haben. Der Fuß benötigt ausreichend Platz um seine Bewegungen auf der Einlage ausführen zu können.

Damit die Einlage die geplante und optimale Wirkung haben kann, sollte der Schuh zur Einlage und zum Fuß passen. Zusammen bilden Sie eine Einheit.

Einlagenober- und Unterseite

Wenn wir eine Einlage konstruieren und herstellen, legen wir viel Wert auf die Gestaltung des Einlagenreliefs (Einlagenoberseite). Wir machen uns Gedanken über das Ziel und die Funktion der Einlage. Wir wollen ja, dass unser Hilfsmittel zum Fuß und zum Träger passt und Probleme löst oder vorbeugt.

Jedoch genauso wichtig ist die Einlagenunterseite. Sie kann, bei einer unpassenden Form, mit dem Schuh in Verbindung, die Einlagenoberseite positiv oder negativ beeinflussen.

Leider wird das Einpassen der Einlage in den Schuh, in dem sie getragen werden soll, meiner Meinung nach, etwas stiefmütterlich behandelt. Die Unterseite (Schuhseite) ist aber genauso wichtig wie die Oberseite (Fußseite) der Einlage.

Adaptiertes Einpassen

Dies beschreibt das Einpassen oder Einarbeiten der Einlage, an den vorgegebenen Schuh. Und hier ist schon das erste wichtige Merkmal. Der vorgegebene Schuh. An den Schuh bzw. Brandsohle adaptiert. Der Schuh, in dem Die Einlage getragen werden soll.

 

Es wird die Brandsohlenform des Schuhs als Vorlage genommen. Wir arbeiten an der Unterseite der Einlage also keine Standartform nach der Schuh- oder Fußgröße ein.

Das ist der Grund, warum wir bei der Lieferung immer nach den Schuhen fragen, in denen die Einlagen getragen werden sollen. Wir möchten damit sicherstellen, dass unsere Einlage auch so funktioniert, wie wir es geplant haben.

 

Folgende Vorgaben des Schuhs sind für optimale Funktion und Wirkung wichtig. Sie werden in die Einlagenunterseite eingearbeitet bzw. übertragen.

2D

  • Länge der Brandsohle
  • Breite der Brandsohle (an jeder Höhe, wichtig im Gelenk und Ballenbereich)
  • Position des Gelenks
  • Einzugsstärke auf der Innenseite
  • Einzugsstärke auf der Außenseite
  • Spitzenform der Brandsohle

Abb. 1, Brandsohlenansicht, AB: Brandsohlenlänge, CD: Breite im Ballenbereich (Ballenlinie), E: Erhöhung

3D

  • Höhe der Fersensprengung (Erhöhung der Ferse gegenüber dem Ballenbereich)
  • Erhöung der Brandsohle von der Mitte zum Rand (oft bei Sport- und Businessschuhen)
  • Erhöhung der Brandsohle im Längsbogen auf der Innenseite

Abb. 2, Brandsohle im Längsschnitt, A: Brandsohle, B: Erhöhung im Längsbogen, C: Fersensprengung

Abb. 3, Brandsohle und Einlage im Querschnitt, A: Brandsohle, B: Erhöhung auf der Innenseite, C: Einlage

Gerade in der dreidimensionalen Ebene, ist es wichtig, die Einlage an die Brandsohlenform anzupassen. Manche Schuhe haben auf der Innenseite der Brandsohle eine Erhöhung um dem Fuß eine leichte Stütze zu geben und das Längsgewölbe etwas auszufüllen. Wird dies an der Einlagenunterseite jedoch nicht berücksichtigt, hat dies Einfluss auf die Einlagenoberseite (Fußseite). Die Längsgewölbestütze wird verstärkt und ist somit höher als ursprünglich geplant. Dies kann zu erhöhten Druckpunkten und einer Überkorrektur führen.

Denken wir hier kurz an eine Versorgung des diabetischem Fußsyndroms. Bei diabetes adaptierten Fußbettungen (DAF) ist es besonders wichtig die Vorgaben des Schuhs, in dem die DAF getragen werden soll, genau zu berücksichtigen. Zu hohe Druckpunkte sind dringend zu vermeiden!

Auch auf der Außenseite im äußeren Längsbogenbereich des Fußes, muss die Einlage die vorgegebene Form und Erhöhung übernehmen. Wenn zum Beispiel eine Erhöhung oder die Brandsohlenbreite nicht berücksichtigt werden, kann dies wiederum zu erhöten Druckpunkten und einer ungewollten Korrektur führen. Gerade auf der Fußaußenseite, im Bereich der Basis des 5. Mittelfußknochens, kann es schnell unangenehm werden, weil diese häufig etwas prominenter ist. Zudem dient sie auch als Sehnenansatz eines Fußmuskels (M. peroneus brevis).

Tipps für Sie

  • Die Einlage sollte fest im Schuh liegen und sich nicht verschieben.
  • Sie sollte mit der gesamten Fläche auf der Brandsohle aufliegen
  • und an den Schaftinnenseiten anliegen.

Sollten Sie sich nicht sicher sein, ob Einlage und Schuh zusammenpassen, dann lassen Sie dieses durch einen Fachmann überprüfen.

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